Multicopter sind heutzutage ein gängiges Instrument in der unbemannten professionellen Luftfahrt. Sie sind leistungsfähig und leicht steuerbar dank Leichtbauweise, Akkumulatoren mit hoher Kapazität und präziser Steuerungselektronik für Antrieb und Fluglage. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ein Wegbereiter und Pionier der unbemannten Luftfahrt in Deutschland der Ingenieur Dieter Schlüter war. Im Jahr 1970 erfand er den ersten funkferngesteuerten und gut funktionierenden Modellhubschrauber, mit dem er einen Weltrekord aufstellte: 11,5 Kilometer Flugstrecke im geschlossenen Kreis und 28 Minuten ununterbrochenen Flugdauer. Im Jahr 1978 kam Dieter Schlüter auf die Idee einen Modellhubschrauber für Luftaufnahmen einzusetzen. Da geeignete handelsübliche Kameras zu dieser Zeit noch zu groß und zu schwer waren, entwickelte er 1979/80 einen speziellen „Fotohubschrauber“. Dieser hatte einen Zweiblattrotor mit 145 cm Durchmesser, wurde von einem 2,2 PS Benzinmotorangetrieben und verfügte bei einem Eigengewicht von ca. 6 Kilogramm über eine maximale Nutzlast von 5 Kilogramm. Das waren damals exzellente Leistungen. Der Fotohubschrauber war mit einer Großformat-Kamera Rolleiflex SLX und einer Videokamera ausgerüstet. Die Videokamera fungierte als „Sucher“, denn nur ihr Bild konnte an den Boden übertragen werden.
Die Bodenstation bestand aus einem speziell ausgestatteten Koffer, der die komplette Stromversorgung mit einem Videorecorder mit Empfänger und Monitor aufnahm. Die Station diente als „Kontrollzentrum“ für den Steuerer einen „Navigator“, der an einem Monitor das Videobild betrachtete, den Steuerer an das zu fotografierende Objekt führte und dann per Funk die Fotoaufnahme ausführte.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Photogrammmetrie der Universität Bonn und der Fa. Rollei-Fototechnik Braunschweig führte Dieter Schlüter in den Jahren 1980 bis 1982 Flüge für kartographische und architektonische Vermessungen durch: Luftaufnahmen für die Vermessung der Träger der Schwebebahn in Wuppertal, archäologische Ausgrabungen in Köln und Xanten sowie von Kohlehalden im Ruhrgebiet.

Dieter Schlüter und Achim Friedl am 7.9.2018 bei der Veranstaltung „50 Jahre Modellhubschrauber“ in Bückeburg.

 

Die Präsentation des „Fotohubschraubers“ bei Veranstaltungen der Internationalen Gesellschaft für Photogrammmetrie und Fernerkundung führte zu einer weltweiten Nachfrage und innerhalb weniger Jahre wurden 120 Systeme ausgeliefert.

Beflügelt durch diese Nachfrage gründete Dieter Schlüter im Jahr 1990 die Firma Aero-Tec in Wiesbaden. Er entwickelte ein leistungsfähigeres unbemanntes Fluggerät, das mit einer stabilisierten und schwenkbaren Kamera oder speziell entworfenen Sensoren („Multi-Toximeter“ für Schadstoffmessungen in der Luft oder Strahlenmessgerät) ausgerüstet werden konnte. Zudem wurde eine GPS-referenzierte Bild- und Datenübertragung in Echtzeit an den Boden installiert. Einige Beispiele für die Verwendung dieses unbemannten Hubschraubers sind:

  • Vermessung von Schutt- und Abraumhalden,
  • Luftaufnahmen der Burgruine Hardenberg für einen Prospekt des Fremdenverkehrsamtes,
  • Vermessung der Fassade von Schloss Heidelberg,
  • Testflüge bei der Feuerwehr Ulm (Kontamination in der Luft) und bei der Polizeischule Mühlheim (Aufnahme von Tatorten),
  • Filmaufnahmen über Herdenwanderungen in der Serengeti und
  • Action-Flüge für die RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“.

Die Technik des „Fotohubschraubers“ wurde ständig verbessert und für andere Verwendungen weiterentwickelt. Dieter Schlüter räumte ein, dass es mit dem „Fotohubschrauber“ schwierig war präzise zu fliegen und vor allem an einer vorgegebenen Position in größerer Höhe ruhig zu schweben.

„Deshalb habe ich Käufern und Anwendern meines „Fotohubschraubers“ auch die gezielte 
Ausbildung von Piloten angeboten. Sie umfasste insgesamt etwa 30 bis 40 Stunden an einem 
gefesselten Hubschrauber auf einer Trainingsplattform und im freien Flug über eine 
Lehrer-Schüler Doppelsteueranlage.“, so Dieter Schlüter.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es ab Mitte der 90er Jahre unbemannte Luftfahrzeuge im industriell-professionellen Einsatz in Deutschland gibt. Adäquate Regelungen im deutschen Luftrecht gab es allerdings zu dieser Zeit (noch) nicht.