Mit unbemannten Luftfahrzeugen raus aus der Krise

„Die Bundesregierung beschließt ein weiteres Corona-Hilfspaket“, „Mann und Frau im Homeoffice“ und die Frage, ob die Corona-Pandemie die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Deutschland verändert habe, das sind die täglichen Schlagzeilen dieser Zeit. Die (3) Bundesminister für Verkehr, Wirtschaft und Finanzen interessieren sich im Bereich der Luftfahrt in erster Linie für die Sorgen und Existenznöte großer Luftfahrtunternehmen und Flughafenbetreiber. Das ist auch notwendig. Trotzdem sollte eine junge Luftfahrtbranche, nämlich die der unbemannten Luftfahrt, nicht übersehen werden.

Achim Friedl Vorstandsvorsitzender UAV DACH e.V.

Auch die unbemannte Luftfahrt wird von Menschen gemacht

Die Drone-Economy war und ist von der Corona Krise unterschiedlich betroffen. In der Unterhaltungsindustrie kam der Einsatz von Drohnen zum Erliegen, weil einfach keine Filme mehr gedreht wurden. In systemrelevanten Gebieten, wie etwa zur medizinischen Versorgung oder zur Überwachung lebenswichtiger Versorgungsinfrastruktur, sind Bedarf und Nachfrage für Drohneneinsätze gestiegen. Gerade für die medizinische Logistik in infrastrukturarmen Regionen im Ausland war dies zu beobachten. Und hier offenbarte sich nun das Corona-Dilemma von einer anderen Seite: Fernpiloten aus Deutschland durften nicht in die betreffenden Länder reisen. Nachdenklich gemacht hat mich der seidene Faden, an dem die Hersteller von unbemannten Luftfahrzeugen hängen, weil Bauteile nur noch in bestimmten Regionen produziert werden. Werke in China müssen schließen und die Logistikkette ist wochenlang unterbrochen. Auch an dieser Stelle kann aus der Corona-Krise gelernt werden. Der Trend des „globalen immer mehr“ sollte durch „regionales verfügbar haben“ ergänzt oder verändert werden. Die Corona-Krise hat aber eines nicht geschafft: Die Wahrnehmung des grundsätzlichen Wertes und Nutzens von Drohnen ist geblieben.

Es geht langsam wieder bergauf, also in die Luft. Der Aktionsplan der Bundesregierung für unbemannte Luftfahrtsysteme und innovative Luftfahrtkonzepte kam gerade zur richtigen Zeit. Wir alle hoffen, dass die im Aktionsplan genannten Wirtschaftsförderungsmaßnahmen zeitnah in die Tat umgesetzt werden. Großartig wäre es, wenn der eine oder andere Euro aus öffentlichen Beschaffungsprogrammen für die Polizei und den Bevölkerungsschutz auch in die unbemannte Luftfahrt fließen würde.

Chancen für die Logistik und Versorgung in der dritten Dimension

Beim Aviation Summit im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft wurde die unbemannte Luftfahrt nur am Rande mit den Stichworten „Urban Air Mobility (UAM)“ und „Lufttaxi“ erwähnt.

Der Flughafen Köln/Bonn, ein Hauptverkehrsknotenpunkt zwischen Luft-, Bahn- und Straßenverkehr, hat in einer Machbarkeitsstudie die potenzielle Passagiernachfrage für individuellen Luftmobilität per Flugtaxi-Service ermittelt. Wie viele Passagiere würden zum Flugtaxi wechseln, um den tagtäglichen Überlastungen des Straßenverkehrs zu entgehen? Die potenzielle Nutzungsrate für einen Flugtaxidienst beträgt 4,85%.

Hinter UAM verbirgt sich deutlich mehr als nur das Flugtaxi. Die UAM-Initiative der Europäischen Union ist Teil der Europäischen Innovationspartnerschaft „Smart Cities and Communities (EIP-SCC)“. Diese Partnerschaft bringt Regionen und Städte, Bürger und Bürgerinnen, Forscher und Entwickler, Groß- und Kleinindustrie, Investoren und andere Akteure zusammen. Insbesondere in bevölkerungsreichen Metropolregionen können zivile Drohnen den Mobilitäts- und Versorgungsbedürfnissen gerecht werden. Daher muss es das Bestreben sein, lebenswichtige Dienst- und Sicherheitsleistungen auch mit Drohnen in die dritte Dimension zu bringen. Wenn unbemannte Luftfahrzeuge die notendige Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit von medizinischen Hilfeleistungen garantieren können, dann wird wohl kaum jemand etwas gegen diesen Flugbetrieb vorbringen.

Ich ermuntere daher die UAM-Regionen, darunter Hamburg, Ingolstadt, Aachen, Münster und Nordhessen, die Entwicklung voran zu treiben und in Demonstrationsprojekten die Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger nachzuweisen.

Trotz Corona-Krise oder weil wir die Corona-Pandemie haben und diese uns die Verwundbarkeit des Gesundheitssystem spüren lässt, lohnt es sich die Vorteile von Drohnen auszuschöpfen.

 

Der Artikel erscheint in dem UAV DACH Beihefter zur FlugRevue Ausgabe 2020-10.

 

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